Bereits Berufsanfängerinnen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen

WageIndicator.de - Bereits Berufsanfängerinnen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen

Bereits beim Berufsanfang verdienen Frauen deutlich weniger als Männer: Die Einkommen von Frauen mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung liegen im Durchschnitt um 18,7 Prozent unter denen vergleichbarer männlicher Kollegen.

Zu diesem Ergebnis kommt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung in einer vom Bundesfrauenministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung.

Grundlage dafür sind die im Rahmen des Projekts WageIndicator seit dem Jahre 2004 gesammelten Umfragedaten. In die Auswertung einbezogen wurden 106.000 Datensätze, davon rund 16.000 von Berufsanfänger/innen mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung. Für den europäischen Vergleich zogen die Forscher 75.000 Datensätze für Berufsanfänger/innen aus acht Ländern heran.

"Dieser geschlechtsspezifische Einkommensrückstand lässt sich weder durch unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen noch durch eine spezifische Berufswahl vollständig erklären", erläutert dazu Projektleiter Dr. Reinhard Bispinck. "Die Ergebnisse verweisen vielmehr auf das Fortbestehen geschlechtspezifischer Lohndiskriminierung."

Hier die Ergebnisse im einzelnen:

  • Der "Gender Pay Gap" (GPG), die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern, wächst mit den Berufsjahren. Frauen mit einer Berufserfahrung von bis zu drei Jahren verdienen 18,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei vier bis zehn Jahren Berufserfahrung steigt dieser Abstand auf 21,8 Prozent.
  • Im Westen ist der GPG größer als im Osten, wo er mit den Berufsjahren sogar noch schrumpft.
  • In den Branchen variiert der GPG bei Berufsanfänger/innen zwischen 4,9 Prozent (Energie/Wasser) und 21,2 Prozent (Kredit/Versicherungsgewerbe).
  • Je größer der Betrieb, desto höher ist der absolute Einkommensrückstand von Berufsanfängerinnen. Relativ bleibt der GPG jedoch weitgehend gleich.
  • Nach Berufsgruppen zeigen sich deutliche Unterschiede. In den EDV- und IT-Berufen bleiben die Einkommen der Berufsanfängerinnen um weniger als zehn Prozent, in den Berufen der Nahrungsmittelverarbeitung aber um bis zu zwanzig Prozent zurück.
  • Im Vergleich zu sieben europäischen Ländern liegt Deutschland im oberen Drittel. Die Spannweite des GPG bei Berufsanfänger/innen reicht von 9,4 Prozent in Belgien und 9,8 Prozent in Dänemark bis zu 26,0 Prozent in Polen und 30,4 Prozent in Spanien.


Zu den Ursachen ist anzumerken:

Regressionsanalysen mit dem WageIndicator-Datensatz zeigen: Die Einkommensrückstände von Frauen lassen sich nur zum Teil erklären mit unterschiedlichen beruflichen Präferenzen, Unterschieden in der Ausbildung und beruflichen Unterbrechungen wegen Kindererziehung. Mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten spielen ebenfalls eine Rolle. All dies sind jedoch nur Teilerklärungen. Die Analysen des WSI bestätigen den auch aus anderen Studien bekannten Befund, dass ein wichtiger Teil des geschlechtsspezifischen Lohnrückstandes sich weder durch personenbezogene oder strukturelle Faktoren erklären lässt. Vielmehr geht er auch zurück auf die unterschiedliche, leider oft immer noch diskriminierende Behandlung von Frauen im Berufsleben.

 

Langfassung dieser Studie  (PDF, 2 MB)

Auswertungen

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