Personalabbau, Kurzarbeit und weniger Lohn – Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Beschäftigten – Metallindustrie besonders betroffen

WageIndicator.de - Personalabbau, Kurzarbeit und weniger Lohn – Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Beschäftigten – Metallindustrie besonders betroffen

Auf die Wirtschaftskrise reagieren viele Betriebe mit Personalabbau, Kurzarbeit und Abstrichen bei Lohn und Gehalt. Besonders deutlich sind die Auswirkungen in der Metallindustrie, wo beim Krisenmanagement vor allem die Kurzarbeit eine sehr große Rolle spielt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Erhebung des Projekts WageIndicator, das vom Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. An der Erhebung haben sich von August bis Dezember 2009 rund 10.000 Beschäftigte beteiligt.

Auswirkungen der Krise

Krise und betriebliche Reaktionen

38 Prozent aller Befragten gaben an, dass es ihrem Betrieb zum Befragungszeitpunkt schlechter ging als Anfang 2009. Am stärksten betroffen ist die Metallindustrie: Hier schätzten 65 Prozent der Beschäftigten die Lage ihres Betriebes schlechter ein. Ebenfalls stark betroffen war auch die chemische Industrie, wo es 43 Prozent der Betriebe schlechter ging,

Dies hatte auch Folgen für die Beschäftigung: 41 Prozent aller Befragten gaben an, dass in ihrem Betrieb die Beschäftigung zurückgegangen sei. Besonders betroffen waren (und sind) die Metall- und Elektroindustrie mit 67 Prozent, die chemische Industrie mit 53 Prozent, der Finanzdienstleistungssektor mit 47 Prozent und das Gastgewerbe mit 46 Prozent.

Verschärfte Lage in den Krisenbetrieben

Legt man nur die Krisenbetriebe zugrunde, also jene, denen es nach Angaben der Beschäftigten zum Befragungszeitraum schlechter ging als Anfang 2009, dann sind Personalabbau und Einkommenseinbußen deutlich stärker als in den übrigen Betrieben. Im Durchschnitt aller krisenbetroffenen Betriebe war die am stärksten genutzten Instrumente,

  • frei werdende Stellen nicht wieder zu besetzen (57 Prozent),
  • befristete Arbeitsverträge auslaufen zu lassen (48 Prozent) und
  • Leiharbeitnehmer/innen zu kündigen (36 Prozent).

In 35 Prozent der Betriebe wurde Kurzarbeit eingesetzt und in 30 Prozent wurden auch Stammbeschäftigte gekündigt.

In der Metallindustrie haben die krisenbetroffenen Betriebe nach Angaben der Beschäftigten besonders stark auf Kurzarbeit gesetzt: Fast drei Viertel (73 Prozent) haben von diesem Instrument Gebrauch gemacht. Fast ebenso häufig (71 Prozent) sind Leiharbeitnehmer/innen gekündigt worden und sehr oft (63 Prozent) wurden auch befristete Beschäftigte nicht weiter beschäftigt. Auch das Stammpersonal blieb nicht verschont: In gut einem Drittel der Betriebe (34 Prozent) gab es Kündigungen für diese Beschäftigtengruppe.

Die Krise wirkte sich auch auf die verschiedenen Einkommensbestandteile negativ aus: Jeder fünfte Beschäftigte in Krisenbetrieben gibt an, dass das Monatseinkommen gesunken sei. Das dürfte vor allem eine Folge der Kurzarbeit sein. Auch Sonderzahlungen (Ergebnisbeteiligung, Bonus) fielen geringer aus, sagen 23 Prozent der Beschäftigten. Das Weihnachtsgeld wurde bei 17 Prozent reduziert. Zulagen und Zuschläge verringerten sich bei 16 Prozent und weniger Urlaubsgeld erhielten 12 Prozent.

In der besonders krisenbetroffenen Metallindustrie sind Einschnitte noch häufiger: Rund ein Drittel (32 Prozent) der Beschäftigten dieser Branche beklagt ein gesunkenes Monatseinkommen. Auch Sonderzahlungen fallen bei 29 Prozent der Beschäftigten geringer aus. Zulagen und Zuschläge haben sich bei einem Viertel (24 Prozent) der Beschäftigten verringert, gefolgt von Einbußen beim Weihnachtsgeld (23 Prozent) und Urlaubsgeld (17 Prozent).

Auch die Arbeitsbedingungen haben sich in der Krise verschlechtert: Gut drei Viertel (76 Prozent) der Befragten in Krisenbetrieben geben an, dass der Leistungsdruck zugenommen habe. 75 Prozent beklagen ein verschlechtertes Betriebsklima und 66 Prozent sagen, dass sich die Aufstiegschancen verschlechtert hätten. Interessanterweise liegen die entsprechenden Werte für die Metallindustrie in allen drei Dimensionen etwas niedriger. Im Durchschnitt aller Betriebe liegen die Werte erkennbar niedriger, aber immer noch auf hohem Niveau.

Pressedienst mit ergänzenden Grafiken dazu (PDF, 111 kB)

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung:
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter des  WSI-Tarifarchivs
Tel.: 0211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Dr. Heiner Dribbusch
Tel.: 0211/7778-217
E-Mail: Heiner-Dribbusch@boeckler.de

Fikret Oez

Tel.: 0211/7778-230
E-Mail: Fikret-Oez@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter der Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

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